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Das Kind in die Trennung hineinziehen.
Ein absolutes Tabu nicht nur nach sondern auch unmittelbar vor und in der Trennung ist es, das gemeinsame Kind mit hinein zu ziehen, indem es – offen oder subtil – dazu gedrängt wird, sich für eine “Seite” zu entscheiden. Nicht das Kind wird sich trennen und nicht das Kind muss seine Gefühle für den anderen Elternteil verändern. Es gibt keinerlei Grund für das Kind, sich zwischen den Eltern zu entscheiden. Das zu verlangen ist schädliche Instrumentalisierung des Kindes aus Eigeninteresse. -
Heimlich ausziehen – mit oder ohne Kind.
Sowas konnten Sie zu Studentenzeiten bringen, wenn Sie morgens verkatert neben einem fremden Menschen aufgewacht sind. Als Elternteil geht so etwas nicht, denn entweder verlassen Sie damit zunächst einmal sang- und klanglos Ihr Kind, oder Sie entziehen dem anderen Elternteil zunächst einmal das Kind ohne Rücksprache. Alleiniges Aufenthaltsbestimmungsrecht dank fehlender Heirat und vorherigem Vertrauen ist kein Argument – als Elternteil sind Sie in der Pflicht, sich um eine erwachsene und vernünftige Trennungsumsetzung zu bemühen. -
Das Kind von einem Elternteil trennen.
Völlig gleich ob Sie selbst gehen und den Kontakt zum Kind abbrechen, weil Sie es in seiner Eigenheit abstreiten und nur als Teil des Ex/der Ex sehen wollen oder ob Sie im Zuge der Trennung den Kontakt des Kindes zum anderen Elternteil erschweren oder sogar verhindern – in jedem Fall handeln Sie damit zum Schaden des Kindes, das somit zu Unrecht in die Konsequenzen Ihrer Entscheidung auf Paarebene einbezogen wird. Sie bleiben immer gemeinsam Eltern. Diese Verbindung lässt sich nicht kündigen, hieraus kann man sich nicht trennen. -
Alte Rechnungen begleichen.
Auch wer schon immer die Schwiegermutter hasste oder die beste Freundin nicht leiden konnte sieht nicht selten seine Chance gekommen, dem- oder derjenigen einen Denkzettel zu verpassen. Das Kind wird ohne Hemmung instrumentalisiert – zu dem oder der soll es keinen Kontakt haben, auch nicht beim anderen Elternteil. Hier werden persönliche Unsympathien über das Kind als Werkzeug ausgelebt, denn das Kind hat eigene Bindungen und Beziehungen zu Dritten und verdient in diesen Zuneigungen Respekt gegenüber seiner persönlichen, emotionalen Individualität. Es darf Menschen mögen, welche Sie nicht mögen. -
Das Kind als Schlüssel benutzen.
Durch das gemeinsame Kind bleiben Eltern ein Leben lang verbunden, auch wenn die Paarbeziehung scheitert. Verlockend, insbesondere für den/die Verlassene/n, durch die verbleibende Verbindung aufgrund des Kindes ein wirkliches Loslösen zu verhindern, in das Leben des anderen Elternteils einzudringen und eine tatsächliche Verarbeitung der Trennung und ein konstruktives Hinwenden zum neuen Lebensabschnitt zu verhindern. Hierbei verlieren allerdings alle – beide ehemaligen Partner und das Kind, denn die Beziehung ist vorüber und ein Festhalten an der Bindung mit dem Kind als Druck- oder Lockmittel eine hochproblematische Selbsttäuschung. -
Den anderen Elternteil zu ersetzen
Die eigene Vorstellung von einem harmonischen Familienleben ist oft so stark, dass sie auch auf Kosten der anderen Beteiligten angestrebt wird. Löst sich eine Paarbeziehung mit gemeinsamen Kindern auf, erleben nicht Wenige den Impuls, das scheinbar zerbrochene Harmoniegefüge schnellstmöglich wiederherstellen zu wollen – indem der verlorene Partner durch eine neue Vater-/Mutterfigur ersetzt werden soll. Hierbei verliert vor allen Dingen das Kind, denn es hat zwei biologische Eltern und nur diese. Patchwork kann bereichernd und erfüllend für die betroffenen Kinder sein, aber nur dann, wenn damit nicht der Druck einhergeht, sich zwischen “richtigem” und “neuem” Elternteil entscheiden zu sollen. -
Schlafende Hund wecken
Im akuten emotionalen Ausnahmezustand einer Trennung oder Scheidung werden schnell und verfrüht möglichst große Geschütze gegen den ehemaligen Partner aufgefahren. Nicht wenige Geschütze sind, einmal aufgefahren, nur schwer wieder von der Bildfläche zu bugsieren. Sind Anwälte, Jugendämter, Familiengerichte oder sogar Polizei und Staatsanwaltschaft erst einmal involviert, ist es mitunter schwer bis unmöglich von der entstandenen Eskalationsstufe wieder einen vernünftigen Schritt zurück zu treten. Das führt oft nicht nur zu erheblichen vermeidbaren Kosten für alle Beteiligten sondern kann auch teils kaum kontrollierbare Kreise ziehen, auch für denjenigen, der die Obrigkeiten bemüht. -
In blinde Egozentrik verfallen
Die größten Probleme und Konflikte entstehen nach Trennung oder Scheidung in der Regel dann, wenn einer der Beteiligten die Gesamtsituation nur noch oder vorwiegend durch seine persönliche Verletztheit und Wut hindurch betrachtet, beurteilt und daraus agiert. Trennen Sie Emotionales und Objektives konsequent voneinander. Sachlichkeit ist wichtig und schützt alle Beteiligten vor Eskalation und vermeidbarem Mehrschaden. Behalten Sie das große Ganze im Auge und rücken Sie jederzeit das wirklich Wesentliche ins Zentrum Ihrer Überlegungen: Das Wohlergehen der Kinder. -
Trennung und Wiederannäherung durcheinanderbringen
Zwischenmenschliches lässt sich nicht immer klar abgrenzen. Ist eine Trennung unsicher, soll sie nur auf Zeit geschehen oder steht im Hintergrund der Wunsch nach Abstand um eine neue Annäherung der Beteiligten unter Umständen möglich zu machen, bemühen Sie sich umso mehr um klare Abgrenzung der Sachthemen von der emotionalen Ebene, insbesondere für die Kinder. Sie als Erwachsene können sich innerhalb des Beziehungsgefüges nach Belieben orientieren, insbesondere bei solchen Konstellationen können und dürfen die Kinder jedoch keinesfalls involviert werden. Ein solches emotionales Auf und Ab ist für ein Kind nicht zu verarbeiten. Halten Sie es konsequent von ihrer Paarebene fern, bis diese stabil und geklärt ist, egal mit welchem Endergebnis. -
Klare Absprachen versäumen
Grade weil eine Trennung mit Kind immer eine unvollständige Trennung sein muss, sind klare Absprachen und Fronten ein absolutes Muss. Nicht wenige Konflikte entstehen durch Fehlen solcher klaren Verhältnisse. Finden Sie je für sich oder gemeinsam ein konkretes Konzept Ihres neuen Miteinanders, das sich auf die gemeinsame Elternschaft beschränken wird und kommunizieren Sie dieses auch klar gegenüber dem anderen Elternteil. Klären Sie, ob gemeinsamer Kaffee bei Abholung des Kindes wirklich hilft oder am Ende nur kaschiert, dass Ihnen gefühlt hierdurch zu viel Abstand kurz nach der Trennung verloren geht. Vermeidbare Eskalationen durch klare Positionen der Beteiligten schützen Sie und das Kind vor Belastungen und Ärger.
Danke für den inhaltlich sehr informativen und verständlich geschriebenen Artikel, den ich – wie auch die anderen Beiträge dieser Website – gern weiterempfehlen würde. Allerdings finde ich in der Überschrift den Begriff “Todsünden” unpassend, weil zu dramatisierend und zu reißerisch. Da wünschte ich mir etwas Stimmigeres das Interesse zum Lesen weckt.
Und ein Punkt Nr. 11 fehlt meines Erachtens, der allzu vielen Trennungseltern passiert:
Keine oder erst zu spät Hilfe in Anspruch nehmen
In vielen Fällen wird versäumt, sich zum richtigen Zeitpunkt professionelle Unterstützung, bzw. fachkundige Begleitung für die Trennungsangelegenheit zu organisieren. Was dann meist auch zu Lasten der Kinder geht, die unter der Überforderungssituation ihrer Eltern leiden.
Insbesondere ein auffällig hoher Anteil von Trennungsvätern erliegt der Illusion, es entweder allein schaffen zu wollen oder schämt sich, die eigene Hilfsbedürftigkeit rechtzeitig einzugestehen. Dann allzu oft mit den Folgen, ein Niemandsland zu überlassen, in dem das Risiko für Eltern-Kind-Entfremdung erheblich zunimmt und von den Konsequenzen des Trennungsprozesses so überrollt zu werden, dass die eigene Psyche Schaden darunter nimmt.
Wenn die eigenen Nerven blank liegen, Depressionen, Burn-Out-Syndrom oder/und der Verlust des Kontaktes zum Kind ihren Lauf nehmen, kann es leider schon zu spät sein um die eigene Gesundheit und die Beziehung zum Kind zu retten.
Trennungseltern benötigen kompetente Ermutigung und Motivation, um möglichst frühzeitig trennungsbegleitende Gespräche, Vermittlung oder Mediation in Anspruch zu nehmen, z.B. in einer Familienberatungsstelle und psycholog. oder therapeut. Hilfe von dafür ausgebildeten Personen. Dies können in der Regel keine Anwalte, Richter /innen oder Jugendamtsmitarbeiter/innen leisten, gleich gar nicht andere Betroffene im Freundes- und Bekanntenkreis, die oftmals wohlgemeinte Hilfe unbewusst vermischen mit ihren eigenen unverarbeiteten Ängsten, Opferdenken oder unterdrückten Aggressionen die zu fatalen Irrwegen verleiten können anstatt zu deeskalieren und mit Sachkompetenz in die neuen Lebensumstände zu begleiten.
Trennungskoordinierende Mediation und trennungsbegleitendes Coaching köännen sehr hilfreich sein, Eskalationen rechtzeitig zu vermeiden und hochkochende Emotionen auszubremsen!